Nach langer, Corona-bedingter, out-Zeit trafen sich die Mitglieder des Panathlon Club beider Basel wieder einmal zu einem Monatsanlass. Unter Beachtung der wiederum verschärften Regeln versammelten sie sich im Wirthaus St. Jakob, um etwas über das vom Autorinnenquintett Seraina Degen, Marianne Meier, Corinne Rufli, Monika Hofmann und Jeannine Borer verfasste Buch ‘Vorbild und Vorurteil – Lesbische Spitzensportlerinnen' zu erfahren. Das im Verlag ‘Hier und Jetzt’ herausgegebene Buch erschien mitten im Lock-Down, vor Ostern 2020. Eine kleine Reminiszenz dazu: Die ersten Beleg-Exemplare ‘trug’ Jeannine Borer in Zürich mit ihrem Velo aus. Das Konzept zum Buch erarbeiteten die fünf Autorinnen im Bahnhof Buffet Olten BBO. Was wurde im BBO nicht schon alles gegründet: Der SAC, die FDP, der Schweizerische Fussballverband. Ein gutes Omen für das Projekt? – Ja, sicher. Denn es ist nicht nur ein Buch. Es ist ein Statement. Und während der Lesung und dem anschliessenden Gespräch mit der im Buch auch porträtierten Bob-Pilotin Sabina Hafner wurde schnell einmal klar: Hier wagten sich 28 Frauen an die Öffentlichkeit. Sie gaben sehr Intimes preis. Und zeigten, wie ihre sexuelle Orientierung doch einen teils grossen, bremsenden Einfluss auf ihre grossartigen sportlichen Karrieren hatte. Was wäre, wenn…. Im Interview von Sabina erfuhren die Gäste auch, wieso es ihr so wichtig war, an diesem Buchprojekt mitzumachen. Wie Jeannine auch ihr wichtige Einzelheiten aus ihrer Karriere entlocken konnte. Dinge, die nicht in der Sportpresse erschienen weil sie– zum damaligen Zeitpunkt – wohl auch von gewissen Medien zu reisserisch aufgebauscht worden wären.
Im zweiten Teil des Abends führte Christian Kern durch die Diskussion. Er durfte neben Sabina Hafner und Jeannine Borer auch Oliver und Pascal auf das Podium bitten. Die beiden Herren konnten sich den Voten der Frauen anschliessen. Das Buchprojekt erlaubt es auch, ein Coming-out auf verschiedene Schultern aufzuteilen. Berührend war während zu vernehmen, wie die Vier ‘on-stage’ darüber berichteten, wie sie es jeweils – einzeln – gemacht hatten, durchgemacht hatten. Und wo und wann es halt doch auch die sportliche Karriere beeinflusste.
Unter Einhaltung der vorgegebenen Abstände entwickelte sich dann im Anschluss in kleinen Gruppen intensive Diskussionen. Das gute Essen und der Wein hatte da vielleicht auch seine Wirkung. Wer von den ‘Heteros’, ‘Normalos’ im Saal hatte sich schon das Vorgehen eines Coming-Outs durch den Kopf gehen lassen müssen? Bei wem war diese Frage für die sportliche Karriere-Entwicklung von Bedeutung?
Hut ab vor dem Mut der 28 Frauen, die in dem Buch vorkommen. Sie sind den Männern etwas vor. Sie taten was. Sie tun was.
Besten Dank allen, die auf die Bühne standen, und dem Panathlon Club beider Basel für den tollen, zum Nachdenken und zum Verändern des eigenen Verhaltens, anregenden Anlass.
Für den Panathlon Club
Niklaus Friederich
PS: Einen Tag nach der Veranstaltung plädiert Papst Franziskus für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare.
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